Kormoran

  • Segelnummer: P 166
  • Baujahr: 1929
  • Werft: Suter + Portier
  • Revier: Bodensee
  • Konstrukteur:
  • Exname:

Geschichte

P 166 - Kormoran
Ein 70-jähriqer Oldtimer
eine 40-jähriqe Eiqner-Gemeinschaft
Doppelt können wir jubilieren. Unser Schiff, der P 166 Kormoran II ist 70 Jahre alt geworden und unsere Eignergemeinschaft besteht seit 40 Jahren.
Das Schiff
1929 baute die Werft Suter & Portier in Meilen im Auftrag eines Zürcher Geschäftsherrn den 45-er P 166 Kormoran II mit einem damals auf den Binnenseen verbreiteten Peitschenmast. Bis in die 50-er Jahre segelte das Schiff auf den Zürichsee. Nach einem Eignerwechsel wurde es auf den Bodensee verlegt. Ende der Segelsaison 1959 stand der Kormoran II zum Verkauf.
Als wir vor 40 Jahren den 45-er in gutem Zustand übernahmen, trug er noch während 5 Jahren den originalen, ursprünglichen Peitschenmast und schon recht verblasene Baumwollsegel. Im Winter 1964/1965 lag der Kormoran in Uttwil in der Werft von Hermann Fürst. Der oberste, gepeitschte Mastteil wurde abgenommen und der dann 80 Zentimeter kürzere Holzmast angeschiftet und mit einem 3/4 Stahlrigg versehen. Dazu erhielt der Kormoran neue Segel. Ein zweites, recht aufwendiges Facelifting bekam das Schiff im Winter 1975/76. Der Mast wurde vom Kielschwein auf das Deck angehoben und auf eine Mastbrücke gestellt. Diese Bügelkonstruktion hält die Schiffsschale auf der Höhe des Mastes zusammen und das Schiff ist heute wesentlich dichter geworden. Dazu kam ein neues Stabteakdeck als Ersatz für das alte morsche Leinwanddeck, sowie ein neu gestaltetes Cockpit mit einem Motorschacht und einem neuen Spiegel. Die nostalgische Baumschere verschwand, der Großbaum ruht heute auf einer Metallstütze. Unverändert geblieben ist die Kajüte und das Vorschiff. Die dortige Raumeinteilung ist seit dem Bau die gleiche geblieben. Wir haben seither mehrmals darüber diskutiert, ob der Oldtimer mit einer Rollfock ausgestattet werden sollte. Wir haben bis heute darauf verzichtet. Auch eine Rollfock kann Tücken haben, kann klemmen und zu Problemen führen. Dazu kam die Überlegung, dass wir den Kormoran vorwiegend als Tourenschiff segeln und uns im Laufe der Jahre an eine unhandliche Schiffsbedienung gewöhnt haben. Dazu gehören auch die Backstagen eines 3/4 Riggs.
Obwohl am See aufgewachsen, verfügte die Mehrzahl der Kormoransegler beim Kauf des P 166 über keine Segelerfahrung. wir jungen, um die 30 Jahre alten Männer, mussten das Segeln erst noch erlernen. In den ersten Jahren segelten wir den P 166 ohne Motor und so war es nicht zu vermeiden, dass wir häufig in den Genuss eines unfreiwilligen Lehrgangs über Gewitter und Unwetter kamen. Es hat uns nicht geschadet. Die Pflege des Segelsportes unter Altpfadfindern, wie er in den Statuten festgehalten ist, wurde, nachdem sich alle verheiratet und Fmilien gegründet hatten, durch den Begriff Familienschiff abgelöst. Wir sind alle auch heute noch begeisterte Segler, Regattafreaks sind wir aber nie geworden. In den 70-er Jahren nahmen wir noch ab und zu an Meisterschaften teil. Beibehalten haben wir danach nur noch die Teilnahme an der Rundum, letztmals 1993. Bei dieser Starkwindregatta muss unser Mast Schaden genommen haben, denn nur zwei Wochen später brach dieser auf einer Tourenfahrt beim Segelbergen vor Langenargen. der geschwächte Mast brach bei der untern Saling und stürzte in drei Teilen ins Wasser. Wir hatten dabei sehr viel Glück, wir waren nur zu zweit an Bord und wurden nicht verletzt. Auch das Schiff nahm keinen Schaden.
Die Eiqnerqemeinschaft
Ein leidenschaftlicher Segler aus Romanshorn hatte 1959 Kenntnis vom bevorstehenden Verkauf des Kormoran bekommen. Er entwickelte den Plan, in der rechtlichen Form einer einfachen Gesellschaft nach Schweiz. Obligationenrecht eine Eignergemeinschaft zu bilden. Die Partner fand er unter ehemaligen Pfadfinderkameraden, die sich alle von der Schulzeit her kannten. Im Herbst 1959 erwarben 9 junge Männer den Kormoran 11. Zweck und Ziel der Gruppe war die Pflege des Segelsportes unter den Altpfadfindern. Änderungen im privaten Bereich der Gründungsmitglieder - Wegzug vom See, Heirat, Beruf, Erkrankung - führten innert 10 Jahren zur Schrumpfung der Gruppe, die heute noch aus den vier Eignern Kurt Blumer, Alfred Uetz, Heiner Hoerni und Emil Widler besteht.
In Statuten und einem Benutzungsreglement haben wir Rechte, Pflichten, und Haftung, sowie Benutzungsregeln und Kostenaufteilung festgelegt und das Schiff von Anfang an kaskoversichert. Jährlich im 4. Quartal treffen wir uns zu einer Mitgliederversammlung, besprechen die Jahresrechnung und bestimmen die im Winterlager auszuführenden Arbeiten sowie notwendige und gewünschte Anschaffungen. An der Besprechung nehmen heute auch unsere Frauen teil.
Vor 15 Jahren ist in unserer Runde erstmals die Frage über die Zukunft der Gemeinschaft angeschnitten worden. Der Protokollführer hat seinem Bericht wörtlich festgehalten: Emil glaubt, dass unser Verhältnis noch 4 - 5 Jahre hält (wir haben jetzt schon einen Weltrekord in Sachen Schiffskonkubinat). Wir sind halt alle tolerant, großzügig und auch sonst sehr nett Trifft auch auf die Chefinnen zu. In diesem Satz ist die Antwort auf die häufig gestellten Fragen über Benützung des Schiffes und Kostenaufteilung enthalten.
Weil zwei von uns beruflich auch an Samstagen und Sonntagen arbeiten mussten, war das Problem der Belegung schon wesentlich entschärft, und wollten einmal zwei Familien gleichzeitig auf den See, so sprach man sich gütlich ab oder unternahm wieder einmal gemeinsam einen Törn. Eine Belegliste, von Alfred geführt, gibt jederzeit Auskunft über gemeldete Wünsche. Bei der Kostenaufteilung zeigen sich alle gleichermaßen großzügig. Wir unterscheiden zwischen dem jährlich anfallenden ordentlichen Aufwand, wie Versicherungen, Liegeplatz- und andere Gebühren, sowie dem Winterlager mit den üblichen Winterarbeiten und den außerordentlichen Aufwänden wie Neubesegelung, Um- und Ausbauten, die Behebung von größeren Schäden (Faulstellen am Holz) und Unfallschäden, die jedoch im wesentlichen durch Versicherungen gedeckt sind. Den ordentlichen Jahresaufwand decken wir zu rund einem Viertel aus Beleggebühren und teilen die restlichen 3/4 gleichmäßig auf. Für die außerordentlichen Aufwände kommen alle zu gleichen Teilen auf. Das Durchschnittsalter von uns vier Eignern liegt heute bei 70 Jahren, wir sind gleich alt wie das Schiff und machen uns Gedanken über die Zukunft des Kormoran. Unsere Söhne und Töchter haben einen großen Teil ihrer Jugend auf dem Schiff verbracht. Die Liebe zum Schiff und die Freude am Segeln ist ihnen geblieben und so können wir hoffen, dass sie eine Nachfolge-Eignerschaft bilden werden und das Schiff in ihre Hände übergehen wird.
Zürich, 3- März 2000
Emil Widler, P 166
Inzwischen ist die P166 fachkundig restauriert worden, wie die Bilder von der Interboot, wo die Werft den 45er als Referenzstück ausstellte, beweisen.