Geheimrat-Kustermann-Gedächtnis-Regatta 2025 im BYC

...45er, Wind, Sonne und Nerven.

Die traditionsreiche Geheimrat-Kustermann-Gedächtnis-Regatta lockte auch in diesem Jahr wieder über 100 Schiffe aufs Wasser – darunter eine stolze Abordnung von 10 Kapitänen der 45er Nationalen Kreuzer. Und auch wenn die Strecke lang, der Wind launisch und der Getränkevorrat zu knapp bemessen war, lässt sich eines mit Sicherheit sagen: Langweilig war es nicht.

Der Start – Hoffnung und Rückenwind

Pünktlich um 09:00 Uhr ging’s los. A bisserl Südwind, Sonnenschein, gespannte Segel – und gespannte Gesichter. Wer an diesem Morgen noch dachte, das werde ein gemütlicher Ausflug mit sportlicher Note, sollte bald eines Besseren belehrt werden. Schon nach wenigen Minuten teilte sich das Feld: West oder Ost? Der See, bekannt für seine Tücken, war in bester Starnberger Laune. Wer sich für die falsche Seite entschied, durfte später längere Gespräche mit der Bordpsychologin führen.

Der lange Weg zur Tonne im Süden – erste Ausfälle, erste Konflikte

Die Tonne bei Tutzing kam zunächst zügig näher – doch bald tat sich das auf, was erfahrene Teilnehmer nur mit einem stummen Kopfnicken quittieren: Windlöcher, Dreher, Flautenlöcher. Während einige 45er elegant durch das Chaos glitten, wurde es auf anderen Booten ungemütlich. Der Begriff soziales Elend fällt nicht zu Unrecht – einer Crew soll das letzte belegte Brot ins Wasser gefallen sein, woraufhin der Vorschoter kurzzeitig die Kommunikation einstellte. Auf einem anderen wurde ein Spinnaker bei Windstärke 0 gesetzt, „einfach weil er so schön bunt ist“.

Der Showdown – wer hat Nerven, wer hat Thermoskanne, oder kaltes Bier?

Und dann, kurz vor dem vermeintlichen Zwischenziel in Tutzing, das große Schweigen: Der Südwind verabschiedete sich. Einfach so. Ohne Warnung, ohne Abschiedsbrief. Während vorne die schnellen Boote bereits auf dem Rückweg ins Ziel glitten, saßen die übrigen Teams im Süden fest. Geduld war nun die wichtigste Ressource – dicht gefolgt von Humor und Proviant. Einige Crews wurden kreativ: Yoga am Vorschiff, Meditationsübungen auf dem Achterdeck, philosophische Diskurse über Yardstickgerechtigkeit und die wahre Bedeutung vom Regattasegeln.

Nordwind kommt – und mit ihm die Erlösung

Dann, wie aus dem Nichts: Nordwind! Die späten Stunden entwickelten sich zum zweiten Rennstart. Wer jetzt noch Energie hatte, konnte sich nach vorne kämpfen – wer nicht, dem blieb immerhin die schöne Aussicht. Am Ende schafften es 99 Boote ins Ziel. Das letzte wurde nach über acht Stunden mit Applaus empfangen – und vermutlich auch mit einer Einladung zum Abendessen.

Die Helden der 45er-Klasse:

Platz 1: P 246 „Never Too Late“ Dr. Thomas Kuhmann und Team (gesamt 2.)

Platz 2: P 244 „6.0“ Andreas Herrmann und Team (gesamt 4.)

Platz 3: P 243 „Ahoi Baby!“ Florian Fendt und Team (gesamt 5.)

Alle drei dürfen sich zu Recht als Champions eines Tages bezeichnen, der nicht nur seglerisch forderte, sondern auch zwischenmenschlich. Eine anonyme Stimme aus dem Feld fasste es am Abend treffend zusammen:

„Ich habe mehr über mich und meine Crew gelernt als in zehn Jahren Clubabenden.“

Die weiteren Platzierungen der 45er:

4. P-252 „Vici Lu“ Matthias Spot mit Team (gesamt 6.)

5. P-245 „Gitta“ Anna Houdek mit Team (gesamt 11.)

6. P-236 „Tanimara“ Nepomuk Loesti mit Team (gesamt 37.)

7. P-239 „Nurramii“ Willi Wülleitner mit Team (gesamt 40.)

8. P-10 „Windhund“ Frieder Achterberg mit Team (gesamt 48.)

9. P-237 „Uranus“ Andreas Lohmann mit Team (DNF)

    P-238 „Primavera“ Nikolaus Stoll mit Team (DNC)

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Der Abend – das große Wiederauftauen

Im Hafen dann die große Rückkehr der Heldinnen und Helden. Manche etwas blass, andere rotgebrannt, alle aber voller Geschichten. Man hörte von Spinnaker-Manövern im Nirgendwind, von Navigationsentscheidungen, die sich später als "pädagogisch wertvoll" herausstellten, und von Getränkevorräten, die nur bis Possenhofen hielten.

Der BYC hatte wie immer Alles bestens organisiert – die Wettfahrtleitung souverän, der Empfang herzlich, das Bier kalt. Und bei aller Erschöpfung war man sich einig: Diese Regatta war wieder ein Fest.

Fazit:

Die Kustermann-Regatta 2025 hat uns gelehrt, dass Geduld eine seglerische Tugend ist, dass Wind nicht planbar, aber überlebbar ist, und dass 45er-Crews einfach etwas Besonderes sind. Wir freuen uns schon aufs nächste Jahr – dann vielleicht mit doppelt so viel Wind, halb so viel Drama, aber genauso vielen Geschichten.

 

Mit 45er Grüßen

Hanno Schellenberg

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