Prinz Ludwig Preis 2020

Prinz Ludwig hätte sicher gesagt:

An einem Glas kommt man auch zu Corona nicht vorbei

Es war ein langes Ziehen, Wägen, Kneten und Diskutieren, bis man es dann doch schlussendlich wagte, nach Lock Down die erste 45er Regatta im Jahre von Corona im Bayerischen Yachtclub zu starten. Schnell wurden alle Hebel wieder in Gang gebracht, Schiffe klariert, Mannschaft rekrutiert, Manage2Sail gepflegt, und die letzten Reste des Winterschlafs aus den Segeln und Klamotten geschüttelt.

Acht Crews nominierten sich (7 Moderne und 1 Classic), und reisten am Freitag bei schönstem Wetter im BYC am Starnbergersee an.

Es kamen Crews, die bereits jedes Wochenende seit Ostern ihr Material auf Vordermann und Speed gebracht hatten. Andere, die ihre theoretisch erarbeiteten Maßnahmen im Feld bereits ausgiebig getestet hatten. Wiederum andere, die ihre 45er Reinkarnation nach monatelangen Restaurierungen in neuem Lichte präsentierten. Dann wiederum Crews, die zum ersten Mal überhaupt in einem 45er saßen, und Crews von der Ferne, denen das Trailern und zu Wasserlassen eines 45er zu stressig ist, und daher auf vor Ort Chartern setzten. Und dann waren da noch Crews, die saßen einfach nach 10 Monaten Pause wieder auf ihrem Gerät, und freuten sich, dass man endlich unter Freunden sportlich Segeln, Schnacken und gepflegt Dinieren durfte.

Es fühlte sich alles wieder sehr gewohnt an, und doch war es anders. „Schnuten Pullis“, statt coole Capis und Shirts waren angesagt, und bitte nicht zu nah, und schon gar nicht anfassen. Keine Abendveranstaltung, sondern Einladung zum Privat-Dinner. Corona Haftungsausschluss statt Ausschreibungsunterlagen und Essensmarken.

Nachdem auf der Terrasse alle News nach so langer Zeit endlich ausgetauscht waren, ging es gegen 15:00 Uhr bei leichten Winden auf die Piste. Eberhard Fischer fackelte nicht lange, legte seine Tonnen, und schoss zur ersten Wettfahrt bei einem SSW Wind vor Berg an.

Trotz zweier Varianten, Ostufer Kreuz und Westufer Kreuz, traf sich die Flotte wieder recht geschlossen am Luvfaß. Burle führte hier bereits das Feld mit seiner neuen/alten AIKA an, und gab den Platz bis ins Ziel nicht mehr ab.

Im zweiten Lauf konnte Papillon sich lange Zeit an der Spitze halten, wurde jedoch auf der letzten Spi Tour von AIKA doch noch abgefangen, und auf den zweiten Platz verwiesen. Ganz schön schnell des alte Holz. Zwei schöne Wettfahrten waren im Kasten und AIKA führte vor Primavera und Papillon. So richtig ins Laufen wollte eigentlich nur URANUS nach all seinen Umbauten nicht kommen. Aber da waren ja noch weitere 6 Chancen, die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Der Abend lief bei einer anständigen bayerischen Brotzeit und bester Stimmung aus.

Samstag war dann Kaiserwetter - leider nur für die Badefraktion und Sonnenanbeter. Wind eher mäßig, aus vielen Richtungen, wenig Druck und hohe Temperaturen. Daran konnte auch ein provokanter Auslaufversuch des Wettfahrtleiters nichts ändern. Schließlich dümpelte man gegen Spätnachmittag wieder in den Hafen, ohne Wettfahrt, ohne Stress, aber einer gesunden Farbe im Gesicht.

Zum abendlichen Dinner hat uns dann Christian mehr als verwöhnt. Bei live Musik und einem drei Gänge Menü ließen wir es uns bis zum späten Vollmond, der über den gesamten See schien, richtig gut gehen.

Sonntagmorgen - wieder Kaiserwetter. Diesmal aus Sicht eines Seglers. Wind aus West mit 3 Windstärken - einfach prima. Beim Stint drei waren sich die meisten Crews noch nicht so sicher, welche Wäsche denn die richtig sein könnte. Die meisten wechselten sicherheitshalber auf eine kleinere Genua, um die Böen besser zu durchschiffen. Wir entschieden uns für die große Genua und (noch) den großen Spi. Die Entscheidung war richtig, und wir konnten einen ersten Tagessieg nachhause fahren. Never-too-Late wurde zweiter, vor Debütant Primavera und AIKA. Jetzt wechselten die meisten wieder auf die großen Genuas und wir auf eine kleinere. Falsche Entscheidung, und Primavera gewann vor AIKA, Never-too-Late und Gitta. Der Wind frischte jetzt teilweise auf gute 4 Windstärken und in Böen bis 5 auf, was so manchen, insbesondere bei den Spigängen und Manövern, etwas in Bedrängnis brachte - Materialbruch eingeschlossen. Stint fünf sicherte sich nach einem dramatischen allgemeinen Frühstart dann wieder AIKA vor Youngsterin Gitta und Primavera.

Stint sechs sollte für uns die Entscheidung bringen. Auf der Startkreuz trennte sich bei unserer Genua die oberste Segeltuchnaht auf, so dass die Genua in dem Bereich nur noch an ihren Lieken hing. Würden die Liken reißen, wäre das Rennen für uns vorbei.

Trotzdem gelang uns eine spannenden Aufholjagd an die Spitze des Feldes und ein weiterer Sieg an diesem Tag vor Primavera und UNSA. Super Teamarbeit, klasse Windverhältnisse und spannende Wettfahrten bei Kaiserwetter - was will man mehr. Nach zwei Lagen kühlem Sportlerbier kamen alle zufrieden wieder im Hafen an. Lediglich URANUS musste im fünften Rennen wegen Genuabruch aufgeben, und trat auch zum sechsten Rennen nicht mehr an.

Der 2020 Auftakt war gelungen, und die Sieger standen fest.

Gratulation an die Stockerlkandidaten:

Gold für AIKA: Burle Glas, Phillip Ocker, Olli Davis, Klaus Skripalle, Fabian Eisenlohr, Henry Plättner
Silber für Primavera: Peter Fröschl, Nikolaus Stoll, Michael Geissler, Michael Hau, Helmut Peter ller
Bronze für Papillon: Andreas Aigner, Frank Weigelt, Beni Binder, Sebastian Graba, Hanno Schellenberg

Auf den weiteren Plätzen: 4. Gitta, 5. Never-too-Late, 6. Unsa, 7. Uranus, 8. Nurami.

Beim geselligen Ausklang auf der Terrasse des BYC fand die Preisverteilung der sehenswerten Prinz Ludwig Preise für die Modernen 45er und die Traditionellen 45er inkl. der Erinnerungspreise statt.

Was hama g‘lernt? Super Wetter, 1a Lokation, großartige Windverhältnisse, große Seemannschaft machen alle vor Corona nicht Halt. Und schön, dass unsere Freunde vom Bodensee immer mehr Gefallen auch an den „bayerischen Revieren“ gewinnen. Wenn wir gemeinsam aufpassen, kann uns keiner den Spaß und den persönlichen Erfolg am Segeln unserer 45er nehmen!

Bleibt gesund, und hoffentlich sehen wir uns dieses Jahr noch zur einen oder anderen Wettfahrt.

Vielen Dank auch an das gesamte Team des BYC, die Wettfahrtleitung, die Bewirtung und den Sponsoren für Party und Unterhaltung!

Mit seglerischen Grüßen Hanno Schellenberg und die restliche „PAPILLON“ Crew: Andreas Aigner, Frank Weigelt, Benedikt Binder, Sebastian Graba

Bildmaterial ©: Hanno Schellenberg, Andrea Grosser