Rund Um 2022. Eine rund 20 stündige Hitzeschlacht!

Was für eine Regatta! Meine Hochachtung vor allen Teams, die diese Hitzeschlacht bis zum Ende durchgehalten haben. Auch Ariadne war zweimal kurz davor den sicheren Heimathafen beim YCL anzulaufen aber hier schon einmal vorab mein Dank an meine Crew, die neben einem Stamm Mitsegler Bernd, drei nicht Regatta (sowie 45er) erfahrene Segler (Alex, Henning, Stefan) umfasste. Aber schön der Reihe nach.

Die Rundum wieder in gewohnter Austragungsmanier zum 71ten mal. Der LSC ist wie immer gut vorbereitet auf dieses große Regatta Event am Bodensee. Man kann sich darauf verlassen, dass es rund um (!) die Wettfahrt keine Fragen bezüglich Meldung, Liegeplätze, Ablauf, etc. gibt. Für manche ist das alles ein Graus, ich segle hier aber auch deswegen gerne, weil sich der Verein viel Mühe gibt eine schöne Veranstaltung auf die Beine zu stellen. An anderer Stelle gab es dieses Jahr schon Mangel an Teilnehmer, das musste auch der LSC befürchten. Insgesamt haben sich schließlich nur 238 Boote auf den Weg gemacht, sicherlich eine Enttäuschung für den Veranstalter. Man sprach bei der Auftaktveranstaltung im Zelt auch von Maßnahmen diesen Event noch attraktiver zu machen - ein Thema dem sich wahrscheinlich viele Vereine stellen müssen. Umso erfreulicher war die Tatsache dass sich sechs 45er (Gaudeamus, Schelm, Ariadne, Tamino, Obadjah, Butz) auf die Bahn begeben haben. Damit auch wieder einmal eine Klassenwertung für die Traditionsboote. Das stand im starken Gegensatz zu den fehlenden 8ern und 75ern, die man sonst immer gerne auf der Bahn gesehen hatte. Ein Lob gab es vor (und nach) der Wettfahrt zur Entscheidung die Bahn für die Startgruppe zwei (in der wir 45er starteten) abzukürzen. Die Erfahrung des Vorjahres wollte man offensichtlich vermeiden. Die Wetter Prognosen waren aber zu eindeutig. Es gab kein Wind. Und dafür viel Sonne mit brütender Hitze. Man musste also auf Thermik gepaart mit Revierkenntnis setzen.

Der Start erfolgte recht geordnet bei einer leichten Brise aus westlicher Richtung. Davor noch etwas Verwirrung an Bord der Ariadne:

Skipper: „Zeit?“
Mannschaft: „19:27!“
Skipper: „Nein, Zeit zum Start!"
Mannschaft: „Drei Minuten!“
Skipper: „In Sekunden, bitte genau!“
Mannschaft: „Aber seit wann läuft denn die Uhr?"
Skipper: „Ab Schuss!“
Mannschaft. „Wann war der?“
Skipper seufzt und macht eine Wende Richtung Hohentwiel…..

Wie immer teilt sich das Feld bei solchen Verhältnissen in Schweizer und Deutsches Ufer. Wir gehörten zur letzteren Fraktion und bewunderten Schelm, der sich sehr gut am Start positioniert hatte und mit den wesentlich größeren Rennziegen vor uns am deutschen Ufer aufkreuzte (sofern man das so nennen durfte - siehe Bild vom Sonnenuntergang). Die restlichen 45er hatten sich das Schweizer Ufer vorgenommen, wohl auch eine Frage des Weges bis nach Romanshorn. Die Würfel waren jedoch vorerst gefallen. Uns gelang es dann bei einem auf Nord drehenden Thermik sogar Schelm am deutschen Ufer vor Kressbronn einzuholen, aber das war nur von kurzer Dauer. Am Tracker verfolgten wir die anderen Boote auf der deutschen Seite um den richtigen Zeitpunkt abzupassen Richtung Romanshorn abzubiegen. Es sah gut aus für die deutsche Seite. Wir 45er waren in guter Gesellschaft mit wesentlich schnelleren und größeren Booten aller Klassen. Schelm und dann auch wir ca 10 Minuten dahinter bogen auf Höhe Eriskirch nach links ab. Mit einer schönen Brise und über 6 Knoten Fahrt rauschten wir unter Spi Richtung Romanshorn. Auf Schelm konnten wir auf diesem Kurs etwas Boden gutmachen. Bei diesem unerwarteten Windstrich stieg die Stimmung an Bord an, wir sahen uns doch schneller ins Ziel kommen als befürchtet. Das sollte aber nicht sein. Ca. 1 SM vor Romanshorn drehte der Wind, wurde dabei auch noch recht instabil in der Richtung und wir hatten mit Strömung zu kämpfen. Man musste Richtung Boje kreuzen, das gelang Schelm sehr gut. Wir hingegen kämpften mit den widrigen Bedingungen und verloren Platz um Platz. Schließlich hatten wir bei der Boje um Punkt 3:00 fast die gesamte Startgruppe 2 (mitsamt allen 45ern) vor uns durchgelassen. Aus Euphorie wurde plötzlich Katerstimmung an Bord. Das Tracker Bild zeigt gut womit wir gekämpft haben. Aber im Wettbewerb „Malen Sie mit einem 45er mit ihrem Kielwasser eine liegende Acht in den Bodensee!“ haben wir eindeutig gewonnen (siehe Bild aus meinem mitlaufenden Tracker). Schlussendlich muss ich zugeben, dass wir zu spät in Richtung Romanshorn abgebogen sind. Der Kwindoo Tracker zeigt die Situation gut im Replay, Ariadne war das westlichste Boot der Gruppe, die über den See musste.

Nach der Boje ging es zunächst mit Wind aus SW Richtung Eichhorn. Fast optimale Bedingungen für unsere Ariadne. Wir machten gute Fahrt und holten einiges an Rückstand wieder auf. Leider blieb es nicht dabei und wir mussten dann schon auf halben Weg vor Altnau mit zwei verschiedenen Thermik Feldern kämpfen, die uns viele Manöver kosteten. Wieder verlorene Zeit gegenüber den 45ern, die schon die zweite Boje erreicht hatten. An der Spitze wohl ein Kampf zwischen Schelm und Gaudeamus, wie man am Tracker gut verfolgen konnte. Ich war zu dem Zeitpunkt einmal an der Pinne und versuchte die verschiedenen Schnarch Geräusche zu identifizieren. Waren es tatsächlich vier verschiedene?

Wir erreichten die Boje schließlich erst gegen 6:00 morgens. Strahlend blauer Himmel und die aufgehende Sonne waren zwar zauberhaft, dennoch war klar dass die Rückfahrt nach Lindau eine Hitzeschlacht werden würde. Wir machten gute Fahrt in die richtige Richtung, hatten aber Angst den Kontakt zum Ufer zu verlieren und machten auf Höhe Hagnau einen Holeschlag Richtung deutsches Ufer. Vor uns waren alle 45er. Gaudeamus, Tamino und Schelm nahe am deutschen Ufer, Obadjah Richtung Schweiz unterwegs. Butz eher in Seemitte. Ariadne auf einer Langstrecke soweit hinten, damit wollten wir uns nicht zufrieden geben. Am deutschen Ufer machte die Thermik das was man so von ihr erwarten konnte. Mit steigender Hitze wurde sie weniger und irgendwann schlief alles ein. Das ging wohl allen so, egal welche Seite und an welcher Stelle. Ab da wurde es richtig zäh. Wegen der kürzeren Strecke beschlossen wir nicht die Bucht von Friedrichshafen auszufahren, das war zunächst ganz gut und wir kamen an Schelm wieder bis auf eine Meile heran, dann hingen wir aber vor Eriskirch fest. Nichts ging mehr. Die Boote ganz unter Land machten wieder Fahrt und alles was wir bis dahin gegen Schelm und Gaudeamus aufholten, war wieder umsonst. Die Mannschaft begann am Unterfangen ins Ziel zu kommen zu zweifeln. Dazu ein Kommentar von Alex (einer der drei „Neuen“ an Bord): „11 Uhr, es ist heiss, kein Wind und man sucht ein Stückchen Schatten, was man halt so an Bord finden kann. Dann wieder etwas Wind, ich übernehme die Schicht am Baum, da muss man wohl draufsitzen damit das Segel steht. In der prallen Sonne schaue ich den anderen Booten am See zu, die gerade die Badeleiter ins Wasser lassen.“ Und Henning war etwas überrascht, dass er nicht einfach baden gehen durfte. Er meinte das verdiene eine Überprüfung der Wettfahrt Regeln. Mal sehen.

Wir hatten aber offensichtlich zu Obadjah und Butz aufgeschlossen und lagen gefühlt schon davor. Und Tamino kam auch in Sicht. Neuer Ansporn, also kämpfen. Spi hoch und runter und wieder hoch. Manchmal 4 Knoten, mal auch nur 0,4. Es wird heisser und heisser. Gaudeamus hängt noch einmal vor Wasserburg fest. Schelm kommt etwas heran, aber die Reihenfolge sollte bis ins Ziel halten. Wir pirschen uns an Tamino heran, vor Kressbronn schlagen wir zu. Spi gesetzt und Tamino zieht nicht nach. Hat er uns überhaupt gesehen fragen wir uns. Wir ziehen in Lee an ihm vorbei und freuen uns über diesen Teilerfolg. Die Moral steigt wieder etwas an. Das Ziel ist vor Augen aber wir beschliessen nicht den direkten Weg zu nehmen sondern weichen unter Spi in Richtung Süden der gegenan laufenden Strömung am deutschen Ufer aus. Wir machen nun 5,5 Knoten Fahrt, Schiften noch einmal Richtung Läutwerk und Ziel. Das hat noch einmal ein paar Plätze in der gesegelten Zeit gebracht. Nun ist es endlich geschafft. Alle freuen sich über die Ankunft und den dritten Platz in der Klassenwertung. Dem Dampfer auf der Ziellinie sind wir dann auch noch rechtzeitig ausgewichen.

Nachtrag zur Veranstaltung: Als Dritter begab ich mich am Sonntag um 10:00 zur Siegerehrung. Ich finde dass die vielen freiwilligen Helfer eines Vereines auch den Respekt verdient haben bei dieser Abschlussveranstaltung anwesend zu sein. Das gelingt nicht immer, viele müssen die Boote zurückbringen oder haben andere Verpflichtungen, dieses Jahr blieben besonders viele Pokale „nicht entgegengenommen“. Das finde ich eigentlich schade und sollte nicht Schule machen. Leider war es aber dann so, dass wir als dritter der 45er Klassenwertung keinen Preis bekommen sollten. Der Vergabemodus war etwas schwer zu durchschauen, man hätte das vermutlich in der Segelanweisung nachlesen können. Gut, dann halt nicht, aber den Bericht schreibe ich trotzdem gerne. Gratulation nochmals an P3 - Gaudeamus und P82 - Schelm für die Platzierungen sowie P100 - Tamino für den fairen Wettkampf. Leider haben P169 - Butz und P205 - Obadjah es nicht in die Wertung geschafft, trotzdem Hut ab, an diesem Tag war doch jeder irgendwie ein Sieger. Zu guter letzt: Kwindoo als Tracking Tool finde ich recht gelungen (zum wiederholten Mal nun schon im Einsatz). Es gibt noch Optimierungspotential, zB bei der Platzierung der Bojen oder bei der Rangliste. Aber weiter so!

P203 - Ariadne (Alexander, Bernd, Alex, Henning, Stefan)

Im Bericht noch Bildeindrücke (und ja, wir hatten eine Drohne an Bord, wer will kann von mir noch mehr Bilder aus dieser Perspektive bekommen!)

ERGEBNISSE

Abb.: LSC und Alexander Wassermann

 

Die glücklichen und verdienten Sieger der Gaudeamus!
Die glücklichen und verdienten Sieger der Gaudeamus!